Wie alles begann mit der Fahrerei

Im 19. Jahrhundert, genauer 1886, war die Geburtsstunde des Autos. Karl Benz und Gottlieb Daimler stReitwagenellten in Deutschland jeweils die ersten Automobile der Welt vor. Das Fahrzeug von Karl Benz hatte 1,5 PS, drei Räder und als Bremse diente ein mit Leder beschlagener Holzklotz. Benzin für den 1-Zylinder Motor gab es damals in der Apotheke.
In den Industrienationen verbreitete sich das Automobil als neue Fahrzeugart schnell, obwohl es noch einige Jahrzehnte dauern sollte, bis es zum Fortbewegungsmittel für alle Bevölkerungskreise wurde. Aber mit seiner Verbreitung stellten sich auch Probleme ein, die der Welt bis dahin unbekannt waren. Im Jahre 1896 erreichte den Polizeipräsidenten von Paris ein Beschwerdebrief eines Pariser Bürgers. Er beschreibt darin, wie er mit seiner Familie am Abend zuvor über eine Straße spaziert und dabei fast von einem Herrn, der auf einem Automobil daherraste, überfahren worden sei. Er ärgere sich darüber, dass sich solche Leute durch Flucht entziehen könnten (es gab noch keine Kennzeichen) und drohte damit, da die Polizei offensichtlich ohnmächtig gegen diese Rüpel sei, in Zukunft nur noch mit einem Revolver in der Tasche aus seinem Haus zu gehen und diesen dann auch zum Einsatz kommen zu lassen, falls sich ein ähnlicher Vorgang wiederhole.
 MotorwagenDie ersten Besitzer von Automobilen mussten sich, nicht nur aus Gründen der Abstammung oder des persönlichen Reichtums, denn nur solche Personen konnten sich ein solches Gefährt leisten, als Elite fühlen. Schließlich besaßen sie die beste damals verfügbare Möglichkeit der Fortbewegung. Mit einem Automobil konnte man seinen gehobenen Status demonstrieren, konnte Zukunftsorientiertheit beweisen und im Großen und Ganzen auf Bewunderung hoffen. Diese Gefühle leben in unserer heutigen Welt immer noch fort: Es gibt immer noch Länder, in denen der Besitz eines Autos von vergleichsweise großem Reichtum zeugt und auch in den so genannten Industriestaaten ist es immer noch möglich, mit einem teuren Wagen aufzufallen. So gehört zu einem ausführlichen Londonbesuch, sich gegen 17 Uhr am Seiteneingang von Harrods einzufinden, um zu beobachten, wie Chauffeure in sieben Meter langen Karossen mit dunklen Scheiben und Fernsehantenne die Ölscheich-Ehefrauen nach dem Shopping einsammeln.
 
Unter den Besitzern von Automobilen gab es damals wie heute aber nicht nur Raser, sondern auch Fahrer, die dem Genuss von Alkohol zuträglich waren. Schnell zeigte sich, dass es nötig war, nicht nur das verfügbare Geld entscheiden zu lassen ("Wer es sich leisten kann, soll ein Automobil fahren."), sondern viel mehr Fahrzeugführer auf ihre Eignung hin zu überprüfen, um die anderen Verkehrsteilnehmer nicht zu gefährden.
 Daimler und SohnDie erste Fahrerlaubnis erhielt wahrscheinlich Karl Benz im Jahre 1888. Das Großherzoglich-Badische Bezirksamt stellte eine Berechtigung zur Durchführung von Versuchsfahrten mit einem Patentmotorwagen in Mannheim und Umgebung aus, allerdings mit der Einschränkung, dass der Fahrer für alle Schäden, die durch den Gebrauch des Wagens für andere entstehen, zu haften habe. An dieser Formulierung kann man feststellen, dass die Gefahren, die durch den Kraftfahrzeugverkehr entstehen, frühzeitig erkannt wurden.

Zunächst wurde versucht, hauptsächlich durch rechtliche Regelungen die Gefahren zu reduzieren. So entstanden in Großbritannien und den USA gegen Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Straßenverkehrsordnungen. Auch die weitgehend selbständigen deutschen Länder schufen sich ab dem Jahr 1900 eigene Ordnungen zur Regelung des Kraftverkehrs. Im Jahr 1906 begann das Deutsche Reich sogar für das ganze Territorium eine Statistik der Kraftfahrzeugunfälle zu führen. 1909 wurde dann ein erstes umfassendes Gesetzes- und Verordnungswerk geschaffen, das die Erteilung des Führerscheins nach Prüfung, die Haftung des Fahrers bei Unfällen, die Sicherheitsausstattung des Wagens und Verhaltensnormen für den Kraftfahrer (z.B. Höchstgeschwindigkeit innerorts von 15 km/h) regeln sollte.